34  Donbas-Separatisten?

Zusammenfassung

Nur ein netter Bürgerkrieg? Nein. Russland hat Menschen als Terroristen ausgebildet, sie als „Separatisten“ bezeichnet und Soldaten und Waffen in den Donbas geschickt. Erfahren Sie mehr über die hybride Invasion.

Schlüsselwörter

Girkin, Mafia, MH17, DPR, LPR

Mythos
  • Pro-russische Kämpfer im Donbas sind „Separatisten“
  • Die sogenannten Separatisten im Donbas sind Autonomisten
  • Die Besatzer sind eine „Volksrepublik“
  • Die Donezker „Volksrepublik“ wurde von den USA anerkannt

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Wahrheit
  • Der Aufstand im Donbas richtete sich gegen Moskau (1989)
  • Moskau erkämpft Kontrolle über den Donbas und verdreht die Geschichte ins Gegenteil
  • Pro-russische Kämpfer im Donbas sind bezahlte, in Moskau ausgebildete Söldner und russische Soldaten
  • Pro-russische Kämpfer sind mit schweren Waffen aus Russland ausgerüstet
  • Die Besatzer sind eine „Kreml-Republik“ die von niemandem anerkannt wird

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34.1 Die Kurzfassung

Nach einem Moskaus Herrschaft im Kern bedrohenden Aufstand im Donbass 1989 nimmt Moskau Rache, bringt den Donbas gewaltsam unter Kontrolle und verdreht die Geschichte gegen Kyiv.

Russische Separatisten in der Ukraine, vor allem die Volksmilizen der Donezker Volksrepublik (DVR) und der Luhansker Volksrepublik (LPR), waren prorussische Paramilitärs in der Region Donbas in der Ostukraine. Sie standen unter der Gesamtkontrolle der Russischen Föderation. Sie wurden auch als russische Vertretungskräfte bezeichnet … Obwohl die russische Regierung häufig eine direkte Beteiligung bestritt, deutete einiges auf das Gegenteil hin. Die Separatisten gaben zu, Waffen und Nachschub aus Russland zu erhalten, dort ausgebildet zu werden und Tausende russischer Staatsbürger in ihren Reihen zu haben.1

34.2 Widerstand gegen Moskau

Der Protest der sowjetischen Bergleute im Sommer 1989 war auch ein Referendum über Michail Gorbatschow.2

Das qualitativ Neue dieser - zeitlich und räumlich eingegrenzten - Arbeiterunruhen bestand
… Größenordnung und die gut funktionierende Koordination der Streiks
… die demonstrierte Solidarität der regionalen Bevölkerung mit den Streikenden
… das selbstbewußte Auftreten der Streikkomitees
… die harmonische Abstimmung zwischen den Komitees und den Abgeordneten der betroffenen Gebiete im Obersten Sowjet, die sich die Streikforderungen zu eigen machten und das Moskauer Plenum mit seiner Öffentlichkeitswirkung effektiv im Interesse der Bergarbeiter nutzten
… die ungeschminkte, teils mit unverholener Sympathie verbundene Berichterstattung in den sowjetischen Medien
… die moderate Reaktion der staatlichen Führung auf die Herausforderung, wo erstmals auf eine gewaltsame Beendigung des Konfliktes verzichtet wurde und stattdessen durch eine grundsätzliche Anerkennung der vorgebrachten Klagen und die Verlagerung der Auseinandersetzung auf die Ebene von Schlichtungskommissionen eingelenkt wurde
… als legislative Konsequenz die Ausarbeitung eines speziellen Streikgesetzes mit verbindlichen Regeln für Arbeitskonflikte3

Mit anderen Worten: die aufständische Donbass Region bedrohte das zentralistische totalitäre Herrschaftssystem Moskaus im Kern, und Moskau machte sich an die Arbeit, diese Region unter Kontrolle zu bringen, gerne mit Gewalt und Zerstörung. Die Moskauer Propaganda begann, die Geschichte des Donbas ins Gegenteil umzuschreiben: die Proteste seien gegen Kyiv.

34.3 Russland begann den Krieg

Dass der Krieg im Donbass von Russland entfesselt wurde zeigt die Chronologie: Der Stadtrat von Donezk, der zu diesem Zeitpunkt bereits von den Militanten kontrolliert wurde, begann bereits am 1. März, über ein Referendum über „das Schicksal des Donbas“ zu sprechen. Später fanden die Beschlagnahmung von Verwaltungsgebäuden und die Verprügelung und Ermordung von Teilnehmern an pro-ukrainischen Kundgebungen statt. Die Anti-Terror-Operation war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht eingeleitet worden - die ukrainische Regierung kündigte sie erst am 12. April an. In der Zwischenzeit wurde am 7. April die so genannte „Donezker Volksrepublik“ ausgerufen, und noch am selben Tag wurde Putin gebeten, Truppen zu entsenden. Dies geschah durch Agenten des russischen Sonderdienstes und lokale Kollaborateure, die mit bewaffneter Unterstützung des russischen Sonderdienstes, die Macht in der Region übernahmen.

34.4 Russland marschierte ein

Novoazovsk wurde offen von den russischen Streitkräften erobert, ebenso wie Ilovaisk, wo direkt russische und nicht Separatisten-Truppen stationiert waren. Der Flug MH17 der Malaysia Airlines wurde durch eine Rakete abgeschossen, die von einem russischen Buk-Luftabwehrsystem abgefeuert wurde, das von einer russischen Besatzung in die Region Donezk geschickt wurde. Dies wurde vor einem niederländischen Gericht bewiesen, das den FSB-Offizier Igor Girkin (alias Igor Strelkov) für schuldig befand, der eine Schlüsselrolle bei der russischen Annexion der Krim und dann im Donbas-Krieg als Organisator militanter Gruppen in der Donezker Volksrepublik (DVR) spielte, siehe Kapitel 29.

34.5 Russland schickte Truppen

Darüber hinaus hat Russland seine Truppen entsandt, und trotz der Phrase „sie sind nicht da“, die bereits ein Mem ist, hat es sich nie die Mühe gemacht, diese Tatsache zu verbergen. Zum Beispiel sagte der mh17-Terrorist Igor Girkin 2014:

„Ich war derjenige, der den Auslöser dieses Krieges betätigt hat“, sagte Strelkow in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der russischen Zeitung Zavtra, die imperialistische Ansichten vertritt.

Wenn unsere Einheit die Grenze nicht überschritten hätte, wäre alles im Sande verlaufen - wie in Charkiw, wie in Odessa. Ein paar Dutzend Menschen wären getötet, verbrannt oder verhaftet worden. Und das wäre alles gewesen.”4

Sogar Wladimir Putin hat dies bestätigt (man beachte, wie „cw/wl“ bei der DW dieses wichtige Geständnis vor dem deutschsprachigen Publikum versteckt haben):

Wir haben nie gesagt, dass es dort keine Leute gibt, die bestimmte Aufgaben, auch im militärischen Bereich, wahrnehmen.5 6

34.6 Russland schickte Waffen

Unter den aus Russland stammenden Kombattanten in den Separatistengebieten befand sich eine nicht exakt bekannte Zahl an Kadersoldaten der russischen Streitkräfte sowie des russischen Innenministeriums. Laut Nikolaj Mitrochin waren unter den 20–25.000 Kombattanten im August 2014 40–45 Prozent örtlicher Herkunft, darunter auch Zwangsverpflichtete … Ein Koordinationszentrum im russischen Rostow bereitete in den Jahren 2014–15 die russischen “Freiwilligen” auf ihre Einsätze vor, trainierte sie und verteilte sie auf Einheiten im Donbas. Russische Berufssoldaten wurden auf “Dienstreise” oder “zum Urlaub” in den Donbas geschickt … Die Führungsoffiziere der Silowiki in der “DNR” und “LNR” stammen durchweg aus Russland bzw. sind russische Staatsbürger. Obschon das Budget der “Silowiki” nicht öffentlich ist, wird der finanzielle Unterhalt vor allem durch Mittel aus dem russischen Staatshaushalt gedeckt … Die Ausstattung der Streitkräfte in der “DNR” und “LNR” mit schweren und leichten Waffen, mit Munition, Ersatzteilen, Kraftstoffen und Ausrüstung stammt vor allem aus Beständen des südlichen Militärbezirks der russischen Föderation.7

34.7 Russland schickte Mafia

Amtsmissbrauch und die Verquickung von Vollzugsgewalt mit krimineller Selbstbereicherung sind ein systematisches Charakteristikum der Herrschaft im Donbas (ebenda)

Die mafiöse Korruption und totalitäe Willkür im Donbas ist so schlimm, dass sich sogar der FSB-Offizier Igor Girkin (alias Igor Strelkov) darüber aufgeregt hat:

Link zu youtube
Screenshot des 4TheRecord-Videos mit Girkin

34.8 Wer bombardiert den Donbas?

Während des gesamten Krieges hat wahrscheinlich jeder Ukrainer Anschuldigungen von Russland-Anhängern gehört: „Wo seid ihr acht Jahre lang gewesen, als die Ukraine den Donbas bombardiert hat?“ Das ist eine der ekelhaftesten Aussagen, aber gleichzeitig auch eine der beliebtesten russischen Manipulationen, denn in Wirklichkeit war es Russland, das all dies getan hat, siehe Kapitel 33.


  1. Russian separatist forces in Ukraine. Wikipedia. https://en.wikipedia.org/wiki/Russian_separatist_forces_in_Ukraine↩︎

  2. Peter Schille (5.11.1989) »Perestroika - nur noch Gerede«. Der Spiegel. https://www.spiegel.de/politik/perestroika-nur-noch-gerede-a-ee5bb2fd-0002-0001-0000-000013496600↩︎

  3. Gabriele Gorzka (1989) Arbeiterunruhen in der Sowjetunion -und wo stehen die Gewerkschaften? Gewerkschaftliche Monatshefte 40, 12, 797-807. https://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1989/1989-12-a-797.pdf↩︎

  4. Anna Dolgov (Nov. 21, 2014) Russia’s Igor Strelkov: I Am Responsible for War in Eastern Ukraine. The Moscow Times. https://www.themoscowtimes.com/2014/11/21/russias-igor-strelkov-i-am-responsible-for-war-in-eastern-ukraine-a41598↩︎

  5. Putin speaks his mind. Russian President Vladimir Putin has admitted that military personnel were active in east Ukraine, criticized Turkey’s leadership and mused on the future of Syria. He did it in front of some 1,400 journalists. (12/17/2015) Deutsche Welle. https://www.dw.com/en/putin-basks-in-the-limelight-of-global-media/a-18924143↩︎

  6. Putin: Keine Versöhnung mit der Türkei. Bei seiner Jahrespressekonferenz teilte der russische Präsident ordentlich aus: Er sehe keinen Raum für eine Einigung mit der Türkei, so Putin. Kritik übte der Kremlchef auch an der Ukraine. Auf die USA ging er aber zu. (17.12.2015). https://www.dw.com/de/putin-schlie%C3%9Ft-vers%C3%B6hnung-mit-der-t%C3%BCrkei-aus/a-18924907↩︎

  7. Andreas Heinemann-Grüder (14.02.2022) Analyse: Die Silowiki in den “Volksrepubliken” Donezk und Luhansk: Entstehung der bewaffneten Einheiten Ukraine-Analyse Nr. 261 Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine-analysen/nr-261/346847/analyse-die-silowiki-in-den-volksrepubliken-donezk-und-luhansk-entstehung-der-bewaffneten-einheiten↩︎